Shop, Dschus und Maffin

Bei uns im Dörfla gibt es jetzt einen „Family’s Paradise“, das ist ein neuer Shop da gleich neben meinem Stamm-Pub, wo das Hair und Beauty Studio im ersten Stock ist. Heute früh war offizielles Opening mit die ganzen VIPs, die man so kennt aus der Zeitung her, ab zwölfa gibt es nun Happy Hour für uns Oldies, also Prosecco und Snacks for free, was auf gut Deutsch umerersünst heißt, und Goodies und Happy Faces for Kiddies, was im Klartext heißt, die klann Kinner dürfen sich da alle mit bunten Farben ihr Gesichtlein anmalen.

Wie mir grade vom Discounter kommen, mei Frau und ich, aweng overstressed zwar, aber noch gut in der Zeit, sagt mein Wife: „Horch, do schaua mer amol schnell nei.“ Es Wetter passt, Parkplätz sind auch frei, also – okay.

Wir steigen aus dem Auto, da walzt doch gleich so ein Security an, Statur Schwarzenegger für Arme – der Platz wär für Special-VIP’s reserviert, ob wir des Off-limits net g’seh’n hätten, und macht einen Riesentrouble. Sag ich zu ihm: „Horch, mei Bu, du mogst amend do, wo’st herkummst, a grußa Nummer saa, obber net bei uns in Unterstanich. Comprende, Amigo?“.

Das Ganze muss er anscheinend nicht gecheckt hab’n, denn er fingert gleich an seinem Speakermodul rum, da wo dieses Kringeldings aus seinem Ohr hängt und ist für einen Moment auf Standby. Da lassen wir den Typ einfach stehen und gehen just weiter vor, wo schon die Kiddies herumrennen mit ihren eingeschmiert’n G’sichtla. Bio-Jus, also Säftla gibt’s für die Kleinen, Muffins, des sind dia amerikanischen staubtrock’na Küchla, Luftballons, ein Diedschee klickt auf seinem Laptop rum, Mordsgebumber aus die Lautsprecher, ein paar Biergarnituren sind aufgestellt – also eine richtige Open-Air-Femili-Bardi halt, wie man sie sich im Frankenwald so vorstellt.

An allen Ecken und Enden hörst es „Hey“ und „Hallo“: Sehr freundliche Leut, die den Shop da mach’n, ein junges Pärla, so Anfang dreißig vielleicht, und drei junga Madla flitzen auch noch mit rum. Und was die nicht alles da in ihrem „Family’s Paradise“ hom!

Die Kiddies Corner – Eck’n mit dem ganzen Streetware-, Computer- und Playstation-Zeug nimmt zwar den Hauptpart ein, aber da gibt es auch noch einen Handy-Shop, wo du Prepaid-Karten kaufen kannst, ein Postoffice gibt’s mit DHL-Service. Ein Style- und Kosmetikcenter seh ich auch, Holiday-Consult, Lotto-Meetingpoint gibt’s und sogar einen Media-Support, wo du dich über Pay-TV beraten lassen kannst: Also alles Sachen, die wir in unserem Dörfla dringend gebraucht haben, aber leider bis jetzt halt nicht wussten, wie die auf Hochdeutsch heißen.

Auf einmal ein helles Stimmchen ein paar Meter weiter: „Mama, ich mechd a Brodwoschd!“ „Wart’ nuch a halba Stund, Herzerla, dann kimmt unner Metzger, und dann gibt’s gleich widder welcha.“ Ein etwa siebenjähriges Blondgeschöpf, scheinbar das Töchterlein der Ladenbetreiber, lacht wieder. Kein Dschus, kein Maffin – Brodwoschd! Hab ich eigentlich schon gesagt, dass mir die jungen Leut vom Laden da sehr sympathisch vorkommen? -psg-

zurück zur Hauptseite