Goethes Faust
(amend nuch wohr)

Der Goethe, unser großer Dichter
der is ja aller Welt bekannt
und wie me waaß, wor er auf Reisen
zu Lebzeit’n durchs ganze Land

Heut fährt me Zug und Omnibus
doch früher ging’s net su bequem
die Postkutsch’n hot me benutzt
a holpericha Sach’ is g’we’n

Nooch gutner zwanzich Kilometer
Geholper über Stock und Staa
braucht’n die Gäul’ dann wos ze sauf’n
die Passagiere freilich aa

Drum stand do immer dann a Wertshaus
die Reisenden sen nei gerennt
meist stand’n sa dann on der Thek’n
wal’s Ärschla hot doch recht gebrennt

Nun wor do also unner Goethe
auf Durchreise im Wertshaus do
(im Schulbuch stit des net ze les’n
doch heit, do spricht me nuch devo’)

Er sogt zum Wirt: Mein lieber Einer
ich habe Hunger und auch Durst
bring er ein Bier zu laben meiner
und – falls erhältlich – Brot und Wurst

Do wor doch su a Herdla Bleedl
su a Art Punks, tät mer heit sog’n
und aaner mit an Kamm am Schädl
der will na Goethe gor n’on Krog’n

Der schaut zeerscht ganz überrump’lt
doch merkt er: Do hilft ka Gedicht
mit dia Spunt, do ko’st net red’n
die hom bluß Fetz’n Räusch im G’sicht

Der aana will na Goethe pack’n
wie eine Dompfwolz’n grod oo
do kriegt der g’scheit wos auf die Back’n
der Hans haut na a Maulschell’n no’

Drei Meter ung’fähr hot’s na g’schmiss’n
fast hätt er sich nuch überschlog’n
die annern hot’s vor Schreck geriss’n
ka Wörtla hört mer sa mehr sog’n

Wer noch was will, der soll sich melden
su maant der Goethe seelenruhig
und aa der Wirt sogt etzet: Schleicht eich
sunst fliegt ihr gleich durchs Fenster durch

In binnen zirka zwaa Sekund’n
do host da bluß nuch Obsätz g’sehn
die ganza Schleiß’n wor verschwund’n
und alles wor, all’s wär’s net g’scheh’n

Doch wor’n a Hauf’n Leut im Wertshaus
so gab’s Geratsch für viele Woch’n
im ganzen Land hat mer respektvoll
nur noch von Goethes Faust gesprochen

-psg-

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