Greina könntst vor Freud

Wennst auf die Welt kummst klitzeklaa
und die Hebamm’ ruft „Hopsassa
dass’ so schnell geht, bei aller Macht,
des hätt’ ich mir etz net gedacht …“
da staunst du selber ja am meisten,
die Frage taucht net auf: „Wann schreist denn?“
Das Ganze scheint dir dubios
und du schaust erstmal atemlos

Dann siehst du ringsum alles laufen:
„Des Klana tut ja gor net schnaufen“
Du wirst sofort in hohem Bogen
an deinen Beinchen hochgezogen
und aans haut dir na Orsch vull – Leit’:
Greina könntst vor Freud

Wennst größer wirst, schult mer dich ein,
do lernsta Rechna, Les’n, Schreib’n
und je nach deiner Konfession
musst du auch noch in Religion
da macht man dich aus erster Hand
mit deiner Christenpflicht bekannt
und sagt es dir ganz unumwunden,
was gut und was als falsch empfunden

Dann – Engel bist du ja grad nicht
störst du einmal den Unterricht
der Pfarrer sicht des und wird heiß,
er gibt dir einen Schulverweis
kein Wort mehr von Barmherzigkeit:
Greina könnst vor Freud

Wennst mitmachst in an Preisausschreim
und dir a Briefla fliegt ins Heim
des Glück, des hot dich endlich g’funna
du host na erschtn Preis gewunna
a Auto is’, fei werglich wahr,
nei’s Autohaus musst du sogar
do is a Party arrangiert,
do wird dir herzlich gratuliert

Dann kriegst na Schlüss’l nei die Händ,
genießt den herrlichen Moment
du drehst im Schloss den Schlüssl rum,
gibst kräftig Gas vor Publikum
der Gang noch drinna, alles schreit
Greina könntst vor Freud

Wennst in der Stadt bist Samstag früh
und auf den Wochenmarkt gehst hi’
kaufst dir schnell frischa Eier ei’
und steckst sa in dei‘ Tasch’n nei
du sichst noch mehr Delikatessen,
hast deina Eier schlicht vergessen
packst alles nei die Einkaufstasch’n:
Solod und Kees und Worscht und Flasch’n

Dann fällt dir ei’: Um Himmelswill’n,
do in der Tasch’n is mei Brill’n
du packst in Windeseile aus,
zum Schluss ziechst noch die Eier raus
und greifst in deren Feuchtigkeit
Greina könntst vor Freud

Wennst eines Tags die Welt verlässt
und auf die große Reise gehst
der Weg is long, die Sunna haaß
ka Bier, ka Brotzeit, bluß vill Schwaaß
und endlich stist vorm Himmelstor,
der Petrus kramt die List’n vor
vergleicht dein Noma auf der List’n
mit denen, die gleich kumma müsst’n

Dann schaut er unterm Les’n auf
und sogt: „Du stehst do gor net drauf
ich denk mer höchstens irgendwie
amend is der Computer hi’
doch wennst scho do bist: Host du Zeit …?“
Greina könntst vor Freud

-psg-

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