Oberfränkische Wirtschaftsanalyse I

O du wundervoller Landstrich zwischen preußischer Körriwuastmitpommes-Wüste und weißblaubayrischer Haxn-Weißwuascht-Schweinsbra’n-Prärie. O du liebliche, fränkische Heimat du.

Da wo die Quärgla und Pressackblunzn an den Bäumen hängen und die Bratwurststauden wuchern. Da wo die Rouladen an den Hängen wachsen, die Straßen mit Semmelgließ und griena Gließ und baamwollna Gließ gepflastert sind und malzige Biere und duftende Edelbrände locken.

Da wo sich schon zu Lebzeiten rosige Säulein darauf freuen einmal als schmackiges Schüpf oder in Gestalt weißer und ruuter Siedwörscht die Hauptrolle bei einer richtigen Krumba spielen zu dürfen. Du mein Oberfranken!

Vegetarierverbände werden dich als Reiseziel wohl nie empfehlen, und im Weetwotschers-Urlaubskatalog wird man nach deinen Ländereien ebenfalls vergeblich suchen. Aber dafür bist du beliebt bei den Kalorienjunkies dieser Welt, empfiehlst dich als Geschmacksknospenheilzentrum für Börgergeschädigte und lässt alle überseeferienclubgeschassten, halbverhummerten Langusteniker wieder an das Gute im heimischen Kochtopf glauben.

Wer aber nun meint an deinen gutbürgerlichen Wirtshaustischen wimmele es nur so von fetttriefenden, schweinsbäckig stillos vor sich dreinschmatzenden Dreizentnervielfräßen, wird sich eines besseren belehren lassen müssen. Spätestens dann, wenn er erst einmal in eines deiner Wirtshäuser, pardon, in einen dieser gemütlich accessoirten Landgasthöfe (oberfränkische Gastronomieregel: 1 neue Sanitäreinrichtung = 1 neue Betriebsbezeichnung = 1 neue Getränkepreisliste) sich zur Einkehr begibt.

Benimm ist in. Zeitungen und Magazine zwischen Arz- und Ascheberg berichten mittlerweile wöchentlich. In sauteueren Seminaren erfährt der aufstrebende Jungbürger par excellence, dass er sich während des Dinners nicht mit der Gabel hinter dem Ohr kratzen soll und dass der Eckzipfel einer Restaurant-Damasttischdecke nicht dazu da ist, um sich seine Nase abzuschneuzen. Wer es noch nicht wusste, der weiss es jetzt. Eine Schell’n vor fünfundzwanzig Jahren wäre billiger gewesen.

-psg-

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