Politologie

Der Bub der kommt zum Vater und sagt: Papa, bitte sehr
mogst du mir net das mit der Politik einmal erklär’n?
No ja, so sagt der Vater, horch mol her dann, lieber Sohn
als Beispiel nehm ich gleich uns‘re Familienunion

Weil ich das Geld nach Haus bring, steh ich für das Kapital
die Mama, die’s verwaltet, ist Regierungsprinzipal
und weil dein Wohl uns beiden täglich sehr am Herzen liegt
stehst quasi du als Volk so in der Gunst der Politik

Die Lena, uns‘re Dienstmaid, die ist dann hier gleichwohl
für die Arbeiterklasse das Aushängesymbol
und dort dein kleiner Bruder, der in den Windeln kräht
der steht für uns’re Zukunft als Vorzeigeporträt

Was soll ich dir noch sag’n, hast des verstand’n, wos ich mein‘
no ja, erklärt der Sohn, ich komm damit schon überein
doch eh ich jetzt amend was Falsches in der Schnelle frag‘
da schlaf ich erst in Ruh mal drüber eine ganze Nacht

Zer Nocht, do wacht er auf, weils Brüderlein plärrt wie a Stier
die Windeln voll, so klopft der Groß‘ die Elternschlafstub‘ntür
Mama, wach auf, der Klaa greint – doch die Mutter schläft so tief
dass nicht einmal ein Rütteln sie aus ihren Träumen zieht

Drauf geht der Sohn zur Dienstmaid, klopft an die Zimmertür
doch niemand hört, obwohl der Papa auch noch drin bei ihr
so wechselt er dann gut wie’s geht des Bruders Windelein
und schläft hernach in seinem Bett ruhigen Gewissens ein

Am Morgen fragt der Vater: Sohn, wie schaut’s denn etzet aus
hast du aus unserm Politikgespräch gelernt wos draus?
Der Sohn der zieht die Nosn nauf und kneift die Augen eng
dann sogt er: Ja, jetzt waaß ich über Politik a Meng‘

Das Kapital bumst die Arbeiterklass‘, so wie’s grod will und moog
in dieser Zeit schnarcht die Regierung voll im tiefsten Schloof
das Volk ist ratlos und irrt rum, läuft ignoriert im Kreis
und gäb’s net an, der anpackt, läg die Zukunft bloß im Scheiß

-psg-

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