Gottseidank die Husn

Vorm Wirtshauseingang, unweit des Biergarten-Türlas ertönt lautes Geschepper. Ein metallisches Klanginferno für die Dauer einer guten Sekunde lässt die vier älteren Kurzurlaubsgäste am Tisch neben dem Eingang interessiert die Augenlider heben.
Ein loses Fahrradklingeldeggela eiert mit hellem Singen über den Asphalt und ein verstohlenes „Ähe ähe“ regt und steigert sich in stoßweis’ unentschlossenes Greinen.

Tante Betty, die am Tisch gerade zwei Weizen, ein Kännla Kaffee und eine Apfelschorle (obber net su kolt!) kredenzt hat, wendet sich so entgeistert um, dass die Kiddlschürznbändla fliegen.
Ein in leuchtfarbene Deutschlandrundfahrtmontur eingezwackter und schutzhelmbehüteter Dreikäsehoch humpelt laut schniefend um die Ligusterhecke und hält sich dabei gebückt die Hand auf das rechte Knie.

Tante Betty: Dennisla, Dennisla, mein Gott, wos is’n?
Dennis: Ich (schnief) ich (schnief) ich bi hi’gfalln!!!
Tante Betty (rückt einen Stuhl): Setz dich ner gleich amol her do. Zeich amol, mei Bu. Tut der wos wieh?
Dennis (klettert mit Tante Bettys Unterstützung auf das Sitzmöbel): Ich (schnief) ich glaab scho.
Tante Betty: Zeich amol, wu tut’s denn wieh? Host der wos o’ deina Orm geto’? Oder o’ die Händ’?
Dennis (schnieft): Naa, blusner in Orm, do. Aweng aufgscherflt. Und (schnief) do aa.

Des Bubela zeigt auf sein Knie, wo ein vermaledeites Schotterstaala wie ein Samuraischwert gut einen Zentimeter sechsjährige Knabenhaut aufgeritzt hat. Zwei, drei Blutströpfla zeigen sich bereits.
Tante Betty (umfasst das Knie und bewegt es vorsichtig hin und her): Tut des wieh?
Dennis (schnieft): Naa.
Tante Betty holt aus den unergründlichen Tiefen ihrer Kiddlscherzntaschn ein Heftpflaster hervor, reißt erstaunlich flink das Schutzpapier ab und zieht das Pflaster mit geübter Hand über die Wunde.

Tante Betty (fürsorglich): Etz dommer do des Pflaster drauf. So. Etz blos’ mer nuch awengla drauf (bfff, bfff, bläst auf das Pflaster, dass des Dennisla hintennach ein paar Spotzichspritzerla mit einem Eckfetzla von Tante Bettys Kittlschärzn wegwischt) Siggst es. Gleich duds nimmer wieh. Stih amol auf, mei Dennisla.

Dennisla schnieft ein letztes Mal, wischt sich mit dem Ärmel ein Kullertränla vom Bäckla ab und steht auf. Tante Betty dreht ihn mit prüfendem Auge einmal um die eigene Achse. Schließlich hat sie ihn von unten bis oben durchgecheckt und für wieder in Ordnung befunden.

Tante Betty: Semmer ner fruh, dass die teiera Hus’n net kaputt is’. Und des annera, mei Bu, des wächst scho vo selber widder z’amm!

-psg-

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