“O’zapft is‘! “

Es ist schon ein Kreuz mit uns Franken. Da entdecken wir so nach und nach ein, unser neues fränkisches Selbstbewusstsein und fischen mit rotweißem Rechen nach jedem Identitätsfitzerla in existent finsteren, bajuwarischen Wasserkopftümpeln. Und bei aller Geschäftigkeit übersehen wir das, was auf dieser „Brüh“ ganz oben schwimmt: Die Ausdrück’ in unserer Sprach’ zum Beispiel, die mit Fränkisch ganz und gar nix zu tun haben!

„O’zapft is!“ Brrr! Den wahren Franken schüttelt es immer wieder durch beim finalen Jubelruf aus dem Munde kommunaler Groß- und politischer Gließköpf, wenn ein Fässla zwischen Arzberg und Aschaffenburg angestochen worden ist. Triumphierend wird der Seidles- oder Maßkrug (frankenregional zu hörende Hasenstallradiomoderatorinnen sagen neuerdings sogar schon „das Maß“ dazu – heilicha Welt!) nach dem ersten Sprutz in die Höhe gereckt und – jawoll! – gleich noch einmal und g’scheit laut verkündet: „O’zapft is‘!“.

Verbunden mit der Tatsache, dass fränkische Volksvertretersichelhaxen im hirschledernen Trachtennachschnitt sich meist so zeigen wie nicht beabsichtigt, gerät in Folge die gesamte Handlung zum Bauerntheater-Einakter „O’zapft is‘! Die Krü-a-gerrrl hoch!“ Einem Ehrengast Stoiber mag zu seinen politischen Lebzeiten dabei ein wohliger Schauer über die maßgepolsterte Anzugschulter gelaufen sein, aber in Zeiten nordbayerischer Pöstlesjäger/innen zieht des nimmer. Letztgenannte sind in dem Fall eher neidisch auf solche Franken, die wo noch besser Kreutherdeutsch sprechen können als wie sie selber.

Kreizbirnbaamhollerstaudn nuch amoll! O’zapft!? Das in unserem Bierland Oberfranken, in dem wir alle doch so stolz darauf sind, dass wir den Münchener Malzkochern vor Jahren schon in deren eigenem (Sud-) Haus gezeigt haben, wo der Bartl den Most beziehungsweise der Brauer die Würze holt! Gedankenlos wird an öberer Position altbaierischer Zungenschlag wiedergekäut, der sich aus fränkischem Mund wegen meist nur mangelhaft vorhandenem phonetischen Nachmachertalent dann „fei scho aweng bleed“ anhört: „O’zapft is‘!“.

Auf „gut Deutsch“: Red’ mer in Franken endlich auch beim Bieranstich so wie uns der Schnabel gewachsen ist. Wenn des Fässla läfft, dann ist es „o’gstochn“! „O’-ge-zapft“ als mögliche Alternative ist freilich andenkbar, aber wie bereits erwähnt, heißt es ja richtig „Bieranstich“ und nicht „Bieranzapf“! Auch unsere verehrten und umsorgten Gäste aus dem Bayerischen wissen das, aber die haben sich halt leider schon verzettelt. Nur wir Franken können da etzet noch was retten. Also dann: „O’gstochn is!“

Was es mit den „Stüberln“ in der fränkischen Gastronomie und „Schwammerl“ und „Haferl“ auf fränkischen Speisenkarten auf sich hat, ist eine andere, aber ganz ähnliche Geschichte … -psg-

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